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Bundesweite Initiative zur Prävention des sexuellen Kindesmissbrauchs

FAQ-Videoclips zur Thematik des sexuellen Missbrauchs

Die Antworten zu den Fragen sind als Videoclips hinterlegt. Sie können diese per Klick abspielen.

Szene: Eine Frau, Ulli Freund (Fachexpertin) mittleren Alters steht vor einem blauen Schrank und weißen Stehtischen. Sie hat blonde, schulterlange Haare und trägt ein weißes Top mit einem schwarzen Blaser darüber.

Frau: „Also ich denke, in Deutschland sind die Problem groß, aber sie sind nicht größer als anderenorts auf dieser Welt. Ich vermute mal, dass es in Deutschland relativ gut schon zugeht. Hier gibt es Präventionsarbeit, hier gibt es Aufklärung über sexuellen Missbrauch und das bewirkt auch was. In Zahlen gesagt, ist es schwierig sehr deutlich zu werden. Wir haben die polizeiliche Kriminalstatistik, die bildet nur das Hell-Feld ab- und das ist klein. Vieles, vieles wird nicht angezeigt. Insofern kann man mit 12.000 Fällen nicht so viel anfangen, so ist die aktuelle Zahl. Wieviel mehr es tatsächlich sind, ob es 100.000 sind oder 80.000 oder 200.000, ich weiß es nicht. Ich weiß es schlicht nicht und ich denke es kommt nicht wirklich auf die akkurate Zahl an, es kommt darauf an, dass sehr sehr viele Kinder davon bedroht sind, deutlich mehr Kinder als durch Verkehrsunfälle.“

Szene: Eine Frau mittleren Alters steht vor einem blauen Schrank und weißen Stehtischen. Sie hat blonde, schulterlange Haare und trägt ein weißes Top mit einem schwarzen Blaser darüber.

Frau: „Ich denke an dieser Initiative da sehen wir, dass es die Idee gibt wirklich bundesweit damit rauszugehen. Und es nicht einzelnen kleinen Fachberatungsstellen und engagierten Kommunen zu überlassen, ob sie was zum Thema machen wollen oder nicht. Sondern es wird sehr groß damit rausgegangen, es wird oben aufgehängt und damit ist einfach auch die gesellschaftliche Bedeutung des Themas klar. Und das schätze ich an dieser Initiative. Das hier gezeigt wird, hier steht die Politik dahinter, hier wird auch ein bisschen Geld dafür in die Hand genommen, hier soll was passieren. Und es soll ja auch nicht irgendwo in kleinen Turnhallen oder kleinen versteckten Orten in Schulen stattfinden, sondern in Stadttheatern. Stadttheater sind der Ort wo dieses Thema platziert wird. Und damit ist es mitten in der Gesellschaft. Und das möchten wir eben auch den Kindern damit zeigen, es ist ein Thema, worüber alle reden können, auch in so vornehmen Räumen.“

Szene: Eine Frau mittleren Alters steht vor einem blauen Schrank. Sie hat blonde, schulterlange Haare und trägt ein weißes Top mit einem schwarzen Blaser darüber.

Frau: „Die Täter sind ungefähr zu 90% männlich, das weiß man inzwischen. Vielleicht sind’s auch 93% Männer oder 87%, aber die Richtung ist klar. Die allerwenigsten Täter sind weiblich, aber wir haben auch Frauen, muss man einfach zur Kenntnis nehmen. Es wird wenigen Frauen zugetraut und wenn man das nicht weiß, kann man Kindern nicht helfen die von Frauen missbraucht werden. So. Also das ist die Geschlechtsverteilung. Ansonsten kann man sagen, Täter finden wir in allen Milieus, in allen gesellschaftlichen Bereichen, in allen Kulturen, in allen Religionen, es gibt keine Unterschiede. Es ist keine Frage von Bildung oder von Harz 4, von Alkohol, wobei Alkohol enthemmt, das ist insofern durchaus ein Faktor, aber der ist ja auch nicht milieugebunden. Täter gibt es überall und man muss sich davon verabschieden, dass das einsame alte finstere Männer sind, die sich Kinder da ranziehen. Man kann sogar sagen, überdurchschnittlich viele junge Menschen missbrauchen Kinder, ein Drittel der Täter ist selber noch nicht erwachsen. Und die nächstgrößere Tätergruppe ist die der unter 40- Jährigen. Also der Mythos, von dem alten einsamen Mann, der geht so nicht auf. Das ist einfach wirklich ein Mythos und das wird Zeit, sich das klar zu machen.“

Szene: Eine Frau mittleren Alters steht vor einem blauen Schrank. Sie hat blonde, schulterlange Haare und trägt ein weißes Top mit einem schwarzen Blaser darüber.

Frau: „Die allermeisten Täter kennen die Kinder- und das ist ihr großer Vorteil. Sie können sich auf ein Vertrauen, auf Zuneigung, auf das Vertrauen der Eltern stützen, die ihnen ihre Kinder anvertrauen. Die allerwenigsten Täter, ungefähr 25 % sag ich mal über den Daumen, jeder Vierte, ist dem Kind unbekannt. Und die haben ein schweres Geschäft, wenn ich das mal so ein bisschen zynisch sagen darf, denn die haben viel zu tun, um Kinder überhaupt einzuwickeln und die allermeisten Kinder wissen, wie sie sich gegenüber Fremden zu verhalten haben. Das lernen sie. Wie sie sich mit denen Verhalten sollen, die ihnen nahe stehen, die die Eltern auch schätzen, die anerkannt sind in der Gemeinde, in der Schule, im Sportverein, das bringt den Kindern niemand bei. Und darum geht’s bei uns hier.“

Szene: Eine Frau mittleren Alters steht vor einem blauen Schrank. Sie hat blonde, schulterlange Haare und trägt ein weißes Top mit einem schwarzen Blaser darüber.

Frau: „Es sind Abläufe, es sind geplante Taten, es sind keine spontanen Schnellentschlüsse. Es steht immer eine Strategie im Hintergrund oder fast immer muss man sagen. Und typisch ist, dass sich Täter oder auch Täterinnen in Institutionen aufhalten. Also Orte, wo Kinder unterrichtet werden, wo sie betreut werden, wo sie Sport machen, ihre Freizeit verbringen. Und diese Täter haben einfach eine typische Vorgehensweise, sie können sich alle Kinder einfach durchgucken und entscheiden, wer ist hier für meine Zwecke geeignet? Wer ist einsamer als die anderen? Wer ist vielleicht ein Außenseiter in der Gruppe? Wessen Eltern kümmern sich nicht richtig? Entweder, weil sie so viel mit ihrer Karriere zu tun haben oder, weil ihnen Kinder sowieso zu viel sind oder, weil sie an der Bierflasche hängen. Also egal jetzt. Die Wohlstandsverwahrlosung, die gehört hier auch noch mit rein. Also die Täter können sozusagen die Schwachpunkte der Kinder sich angucken und dann herausfinden, an wen mache ich mich ran. Also das ist die erste Phase in der Regel. Das man wirklich aus einer großen Zahl von Kindern eine kleinere Zahl aussucht und dann wird getestet, wer reagiert auf Berührung, wer braucht vielleicht auch ein bisschen Mal in den Arm genommen zu werden, ein bisschen Zärtlichkeit. Wer ist offen für Raufspiele, wer mag eine kleine Pizzamassage auf dem Rücken, dann macht man das eben mal und das soll man ja auch im pädagogischen Bereich. Mit den Kindern auch Kontakt herstellen, das sind aber die Einfallstore, denn dann werden irgendwann die Berührungen auch intensiver.“

Szene: Eine Frau mittleren Alters steht vor einem blauen Schrank. Sie hat blonde, schulterlange Haare und trägt ein weißes Top mit einem schwarzen Blaser darüber.

Frau: „Und die Kinder, die wissen - das mag ich aber gar nicht. Die ihr Gefühl kennen, die ihr Gefühl spüren und auch Bennen können sind am ehesten in der Lage, es ist nicht immer so, aber am ehesten in der Lage zu sagen lass mal, will ich nicht oder zumindest so eine Situation wieder zu meiden. Um das „Nein“ kann’s nicht immer gehen, das ist oft viel zu schwer, aber so eine Situation nicht wieder aufzusuchen und vielleicht auch zuhause zu erzählen, der X oder Y aus dem Jugendclub, der macht jetzt immer so komische Spiele und neulich hat der mich an den Po gefasst, stell dir vor. Das sagen zu können, das schützt dann Kinder im Endeffekt. Und die sind dann raus aus der Auswahl, dann probiert man es an einem anderen Kind. Also Kinder, die ein bisschen widerspenstig sind oder die, wo auch deutlich ist, die Eltern kommen und holen Kinder ab, die fragen auch mal nach einem Konzept, die Kinder sind einfach geschützter. Das heißt bei diesen Strategien der Täter spielt es eine große Rolle, in welchem Umfeld das Kind lebt, wie sich Eltern zeigen und wie stark auch der Schutz dieses Kindes dem Täter ins Auge sticht. Wenn der merkt, dieses Kind ist super gut behütet, das ist total im Kontakt, das hat Vertrauenspersonen, dann ist es raus.“

Szene: Eine Frau mittleren Alters steht vor einem blauen Schrank. Sie hat blonde, schulterlange Haare und trägt ein weißes Top mit einem schwarzen Blaser darüber.

Frau: „Täter fallen in der Regel dadurch auf, dass sie wenig Einsicht in ihr Unrecht haben, das sie da begehen. Das ist ein riesiges Problem und das sind natürlich Verleugnungs- und Abwehrstrategien, die die da auch wirklich innerpsychischen haben, um sich nicht klarmachen zu müssen, was sie eigentlich anrichten. Also da wird innerlich, also die reden sich allerhand schön, aber das es ausversehen passiert, dass nachher einer sagt: „Huch das war schon Missbrauch, das habe ich gar nicht gewusst“, das ist Quatsch, das gibt’s nicht. Jeder der ein Kind missbraucht weiß es auch. Also jeder der einem Kind sexuelle Handlungen zumutet, über Sexualität in unangemessener Weise redet, Pornografie vorführt, an sich selber sexuelle Handlungen begeht, um das Kind zu schockieren oder einzubeziehen, der Kinder veranlasst sexuelle Handlungen vor ihm zu machen - und so weiter und so weiter. Das ist alles Absicht. Das ist kein Versehen. Wie schlimm die Folgen sind, ob es überhaupt Folgen hat oder ob man das als Aufklärung verkaufen kann, das hängt von der Persönlichkeit des Täters ab, wie der das für sich schön redet.“

Szene: Eine Frau mittleren Alters steht vor einem blauen Schrank. Sie hat blonde, schulterlange Haare und trägt ein weißes Top mit einem schwarzen Blaser darüber.

Frau: „Kinder müssen über Sexualität schon reden können, damit sie sagen können, wo sexuelle Gewalt begonnen hat. Und mir ist immer wichtig das man sich klar macht, über Sexualität reden ist ein Baustein der Prävention. Denn wer Begriffe hat für die Geschlechtsteile, wer weiß was Sex ist, nämlich das was Eltern machen oder Erwachsene machen, aber keine Kinder. Kinder machen was anderes, die machen mal Doktorspiele, die untersuchen sich oder gehen mal mit Kindern ins Gebüsch, um sich da zu betrachten, aber die machen kein Sex. Also wenn Kinder gut aufgeklärt sind wissen sie, dass dieses Thema was für Erwachsene oder Jugendliche ist - und nicht für sich. Und sie wissen auch, über dieses Thema kann ich sprechen, es gibt Erwachsene, die haben da Worte für, die trauen sich mir meine Fragen auch zu beantworten. Das ist Prävention.“

Szene: Eine Frau mittleren Alters steht vor einem blauen Schrank. Sie hat blonde, schulterlange Haare und trägt ein weißes Top mit einem schwarzen Blaser darüber.

Frau: „Ich finde es immer wichtig, dass man sich klarmacht, Kinder über Sexualität aufzuklären, bedeutet immer auch den Kindern die Grenze zwischen Sexualität und sexueller Gewalt mit auf den Weg zu geben. Das ist für mich die Hauptaufgabe von Sexualerziehung, dass Kinder diesen Unterschied lernen. In unserer Gesellschaft vermischen sich diese beiden Bereiche ganz unselig und in den Augen der Kinder ist alles eins. Ob die nun ausversehen im Internet auf irgendeinen Porno klicken oder die Venus-Messe angezeigt sehen oder ein Sexualerziehungsbuch in der Hand haben - es ist alles sexual. Wissen Sie, dieser Unterschied wird den Kindern nicht deutlich und ist ja auch den meisten Erwachsenen nicht klar. Und wenn Eltern dann sich gegen sexuelle Darstellungen wehren und wenn Eltern Probleme haben, dass man mit Kindern Sexualerziehung macht, also gerade traditionelle Eltern haben da oft Probleme. Dann reicht es auch oft diesen Eltern zu sagen: „Hallo, es geht nicht darum, die Kinder an Sex ran zuführen, den Kindern alle Form von sexueller Gewalt beizubringen, sondern es geht darum, Kindern Grundorientierung zu geben - um Kinder zu schützen.“ Und dann hat man diese Eltern meist auch gewonnen.“

Szene: Eine Frau mittleren Alters steht vor einem blauen Schrank. Sie hat blonde, schulterlange Haare und trägt ein weißes Top mit einem schwarzen Blaser darüber.

Frau: „Unser Problem ist, dass viele Kinder einfach Angst haben und es deswegen niemandem sagen. Und dann gibt es Kinder, die versuchen sich anzuvertrauen und es glaubt ihnen keiner. Und dann gibt es wieder Kinder, die meinen, sie hätten sich schon anvertraut, indem sie eine Andeutung gemacht haben - und es hat niemand nachgefragt. Das heißt, die Sensibilität hat gefehlt. Oder gerade bei jüngeren Kindern, die sprechen etwas an, was aus ihrem Erleben logisch ist und sie denken sie hätten damit schon alles gesagt, aber Mama und Papa haben kein Wort verstanden und haben gesagt „jaja, ist gut“. Also haben sie die Botschaft, die dahinter steckt, irgendwas mit dem Nachbarn, irgendwas komisch da, nicht verstanden und für das Kind ist der Eindruck entstanden „hab ich erzählt, macht aber nichts, Mama sagt nichts dagegen“. Man muss immer unterscheiden, was kommt bei den Erwachsenen an und was ist das Empfinden der Kinder.“

Szene: Eine Frau mittleren Alters steht vor einem blauen Schrank. Sie hat blonde, schulterlange Haare und trägt ein weißes Top mit einem schwarzen Blaser darüber.

Frau: „Lehrkräften kommt eine ganz besondere Bedeutung zu, weil sie alle Kinder dieser Gesellschaft irgendwann haben, also Kinder sind alle in der Schule und das heißt, wenn ich im Lehrplan Prävention von sexuellem Missbrauch etabliere, wenn ich es umsetze im Rahmen der Sexualerziehung oder in der Gewaltprävention, dann habe ich die Chance alle Kinder zu erreichen. Von den Elternhäusern kann ich es nicht verlangen, von Lehrkräften schon. Wenn ich das in die Ausbildung nehmen würde, ich sage würde, es ist nicht drin bis jetzt, hätten auch alle Lehrkräfte, sage ich mal, Ideen, wie sowas gehen kann. So ist es im Moment jedem selbst oder jeder selbst überlassen, ob sie sich da fortbildet und sich das traut oder ob sie sich Fachleute von außen reinholen. Aber eigentlich kommt der Schule, als gesellschaftliche Institution mitten in der Gesellschaft, eine riesige Bedeutung zu.“

Szene: Eine Frau mittleren Alters steht vor einem blauen Schrank. Sie hat blonde, schulterlange Haare und trägt ein weißes Top mit einem schwarzen Blaser darüber.

Frau: „Es geht auch nicht nur um Sexualität, sondern es geht darum, dass Kinder in ihrem Alltag die Erfahrung brauchen, dass sie überhaupt gehört werden, dass jemand mit ihnen spricht, sich Zeit nimmt, dass ihre Themen bei ihren Eltern und den anderen Bezugspersonen Interesse wecken - überhaupt. Und dann ist es auch wichtig, mit den Kindern eben mehr zu reden als nur: „Wie war’s denn in der Schule?“- „Gut“. Und dann ist die Kommunikation beendet, sondern auch mal wirklich aktiv nachzufragen, die Kinder auch nach Beschreibungen zu fragen, die Kinder zu animieren, ihre Gefühle zu beschreiben: „Wie war denn diese Situation? Wie hast du dich denn da gefühlt? Wo sah’s denn das Gefühl? War das mehr im Herz oder mehr im Kopf oder hinter den Ohren oder im Bauch? Sag doch mal.“ Also das man mit Kindern auch wirklich aktiv daran arbeitet, dass sie ihre Befindlichkeiten beschreiben können. Das macht sie sprachfähig um dann möglicherweise auch über sexuellen Missbrauch zu sprechen.“